
Gibt es auch Musik jüdischer geflüchteter
Komponistinnen? Diese Frage wurde mir oft,
auch von bekannten Forschern, mit „fast nicht“
beantwortet. Eine kurze Recherche bringt
allerdings doch viele Namen und Lebenspfade
zum Vorschein. Verdina Shlonski, Rosy Wertheim,
Ursula Mamluk und Henriette Bosman sind nur
einige Namen, zu denen Geschichten, Lebenswege,
vor allem aber lebendige und ausdrucksvolle
Musik gehört. Die Vielfalt und Entwicklungen
in den unterschiedlichsten Einflüssen erzählen
eine weltumspannende musikalische Geschichte.
Dasselbe Fluchtschicksal und die damit
einhergehende „Umpflanzung“ in neue Kulturen
und Länder teilen andere Frauen, jüdische
Dichterinnen wie Else Lasker-Schüler und
Lea Goldberg. Zu ihren Gedichten wurde Musik
komponiert, oft von ebenso geflüchteten
Komponisten. Die Musik von Frauen zu beleben,
die schon durch ihre Flucht an Identität und
Anerkennung verloren haben, ihre Lebenswege
weiterzuverfolgen und ihre Musik aus der
Verlorenheit und dem Vergessen zu retten,
sind fast selbstverständlich. Dazu erklingen
neue Werke heutiger KomponistInnen.

